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Düfte, Lüfte & Nasenrümpfe

Veröffentlicht am 1. August 2011 von WORTlieb mARTin in Gesellschaft

Natürlich sind Zigaretten nicht nur wegen der Gelbzahngefahr in unser Auge gestochen,  sondern auch, weil dieser Zigarettenrauch ebenfalls ein Angriff auf die Nasen des sich spiegelnden Menschen ist. Das Objekt des Ärgers löst sich unscheinbar in Luft auf und verpestet sie damit. Geruchsemissionen, Qualm, abgestandener Rauch, Aschenbecher-Feelings, Stummel-Taste und gelb-stinkende Vorhänge duften eben nicht so gut wie IrischMoos. Also geht der Kampf weiter. Um die Luft - oder besser gesagt; um den Duft der Luft.
Duft.jpgDurchlüftete Räume, Klimaanlagen und Abzugs-Lüftungen reichen nämlich längst nicht mehr aus, denn die Luft muss duften und zwar genau danach, wonach es uns gelüstet. Wer für den Kampf gegen den Gestank der Welt gerüstet sein will, der kauft Duftessenzen, welche zeitgleich auch die Stinkmorchelmoleküle mit IrischMoos überdeckt und bestenfalls sogar zu 99,9% tötet. Katzenklos werden gefüllt mit geruchsisolierenden Kügelchen, damit kein Furz stinkt, damit keine Nase sich wagt zu rümpfen, beleidigt zu sein. Nachdem sich der sich spiegelnde Mensch seine Nase neu definiert hat, erfindet er alles, was mit guten Gerüchen zu tun hat, denn der Duft und der Wohlgeruch muss allgegenwärtig sein, damit sich der duftende sich spiegelnde Mensch nicht merkt, dass Geld stinkt. Angefangen hat der Duftwahn allerdings mit den grünen Tannenbäumchen am Autorückspiegel. Nach Tannnadeln duftende Rückspiegel, damit man sich fühlt wie Zuhause, oder noch besser: Diese Tannnadelduft-Tannenbäume implizieren, dass wir im grünen Wald stehen, zwar mit einem abgasstinkenden Umweltverpestungsfortbewegungsmittel, aber in einem gesunden, grünen Wald. Mittlerweile gibt es diese Tannenbäume in allen Duftrichtungen, sogar in IrischMoos. Nicht nur, dass es absurd ist, in einem Automobil eine Tanne zur Dekoration zu platzieren, sondern es ist noch absurder, wenn diese Tannenbäume nach Banane oder Schokolade riechen.  Doch uns kann nichts gut genug duften. Dann ging es weiter mit Zitronenduftkerzen für die Terrasse und gegen die Insekten. Mücken und andere beflügelte Wesen machen keinen Stich, wenn unser Balkon mit Zitronenduftkerzen bewaffnet ist. Doch nicht nur fliegende Insekten sind auf diese Kerzen reingefallen, sondern auch die angepasste Nase des sich spiegelnden Menschen. Plötzlich empfindet sie nämlich den Duft nicht mehr als Insektenvernichtungsmittelgeruch, sondern als angenehm. So wurde dann kurzerhand die Duftkerzen in allen Aromen erfunden. Von der Antitabakgeruchsduftkerze über der neonlindengrünen IrischMoos-Kerze bis hin zu der AfterEightKerze, die zuerst nach Schokolade riecht, dann nach Pfefferminze und besonders die Rosenduftkerze, die uns hilft, dass der Partner nach dem romantischen Abend nicht gleich wieder verduftet, ist eine wahre Erleichterung im modernen Leben einer Nase.

Also, "Stay stinking!"

Ausschnitte aus: "schön&gut - Der sich spiegelnde Mensch", von WORTlieb, 2007


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