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Die Traumfrau. Eine Ode.

Veröffentlicht am 30. Mai 2011 von WORTlieb mARTin in Oden

Ein Versuch, Rubens, Gerome & Picasso unter meinen Hut zu bringen.
Mir sagte einmal eine Frau, ich sei ihr Traummann. Was ich anfänglich als Kompliment aufnahm, erwies sich aber als Trugschluss. Von einem Mann wie mir könne sie nur träumen...Aber mit ihm leben, das könne sie nicht. So wurde aus dem Traum-mann ein Traum-a.  So geschieht es oft. Denn wer im Traum ganz toll und wunderbar ist, erweist sich in der Realität als Träumer und Taugenichts.
Der Mythos des Traummannes oder der Traumfrau ist zwar tief verwurzelt in unseren Gedanken, aber wie muss denn so ein Traummensch sein? Die Aspekte und Anforderungen sind so unterschiedlich wie die Individuen selbst. So spreche ich von mir, von meiner Traumfrau. Natürlich zählen hierbei nicht nur die inneren Werte! So sollte meine Traumfrau ebenfalls nicht gerade ein abschreckendes Äusseres haben, also eine angenehme Erscheinung vorweisen können.
Grazie, Fragilität und Robustheit verleiht der Traumfrau ihre Ästhetik.  Weibliche Formen sind von jeher geprägt von Rundungen und Pölsterchen, von einer gewissen, gesund erscheinenden Wohlernährtheit. Eine Traumfrau sollte abgeschminkt noch besser aussehen, als aufgetakelt, das Make-Up sollte ihre Linien unterstreichen und nichts davon verbergen. Eine Traumfrau strahlt etwas aus, was sie darstellt und was mit ihrer inneren Welt zusammenpasst. Sie muss ein Original sein, aber keinesfalls makellos. Das Perfekte ist immer mit einem Makel verbunden. Nichts ist perfekt, wenn es nicht einmal über einen "Fehler" vermag. Eleganz, Femininität und Charakter solllten Attribute der Traumfrau sein. Ihre Kleidung verrät viel über ihren Stil. Also sollte auch die Mode im Einklang sein mit ihrer Persönlichkeit.

Die Persönlichkeit ist nämlich das, was Schönheit ausmacht. Eine gewisse Intelligenz ist demnach nur förderlich. Dumme Frauen können für mich nie wirklich schön sein. Eine Traumfrau sollte selbständig sein, 
mit beiden Beinen im Leben stehen, sie sollte Weiblichkeit verkörpern, aber auch ihren Mann stehen. Dennoch sollte meine Traumfrau natürlich eine Träumerin sein, die Kraft der Phantasie ihr Eigen nennen und schwelgerisch durchs Leben gehen. Der Genußsinn muss ihr steter Begleiter sein, so muss sie auch die Fähigkeit, Erotik zu leben und zu erleben, besitzen. Sie hat einen Sinn für Sinnlichkeit, Lüsternheit und eine Prise verruchter Gier. Aber auch Kommunikation auf einer niveauvollen Ebene und tiefsinnige Gespräche machen sie aus. Denkenskraft und Philosophie sollten ihr innewohnen. Das macht und ist sexy wie nichts anderes. Wortwitz und Sprachbegabung sind wichtiger als alle Koch- und Waschkünste. Die unaufgeforderte Emotionalität zeigen zu können, sei hier angefügt. Nicht bloss Gefühle oder Empfindungen zu äussern, sondern sich in die ganze Tragweite der Emotionen fallen lassen zu können - gerne und lustvoll auszuleben. Vom Weinkrampf über den Freudentaummel bis hin zur exzessiven Aggression und Lust. Meine Traumfrau sollte zu gleichen Teilen ein Streithammel sein und ein Friedensengel. Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Sie sollte das Wechselspiel aus Wellen der Liebe, Wogen der Lust und Fluten der Tränen perfekt beherrschen. Sie sollte hin- und hergerissen sein zwischen Realität und Fiktion, zwischen Selbstbewusstsein und Zweifel, zwischen Melancholie und Lebensfreude, zwischen sexuellen und platonischen Gelüsten, zwischen sich selbst und mir. Die Traumfrau hat Humor mit Esprit, pure Ernsthaftigkeit und Gewissenhaftigkeit im Gegenzug. Die Traumfrau sollte zuhören können, aber auch sprechen, widersprechen und nur dann folgsam sein, wenn es erforderlich ist. Sie sollte nicht auf den Mund gefallen sein, vielleicht sogar frech, kess und keck, anschmiegsam und kratzbürstig zugleich. Sowie eigensinnig, aber auch selbstaufopfernd. Mut darf ihr nicht fehlen, genauso wenig wie Spontaneität. Sensibilität, Empathie und Empfindsamkeit sind ebenfalls charakteristische Züge, die bei meiner Traumfrau nicht zu kurz kommen dürfen. Sie ist im Besitz von Geschmeidigkeit, Flexibilität und geistigem Geschick. Treue, Solidarität und Zugehörigkeit sind natürlich unerlässlich. Aber auch eine gewisse Gelassenheit. Ihre Anmut lässt stets ihre Talente erahnen, welche als Kunstform des Lebens ihre Geltung finden.

Nungut. Natürlich könnte ich hier noch tausend andere Eigenschaften meiner Traumfrau erwähnen, aber ich denke, Sie wissen, was ich meine. Vielleicht bemerkten Sie auch gerade, dass in dieser Beschreibung sehr viele Gegensätze vorhanden sind, vielleicht zuviele. Nun denken Sie sicherlich, dass es eine solche Frau in der Realität gar nicht gibt und dieser Artikel deshalb zu recht den Titel "Traumfrau" trägt, weil sie eben nur in meinen Träumen vorkommt. Aber: Sie liegen falsch. Ich habe meine Traumfrau gefunden, die genau dies alles in sich birgt und verkörpert. Meine Frau ist meine Traumfrau für das Leben, den Tod und die Ewigkeit. Sie besitzt die gesunde Formschönheit und den natürlichen Reiz eines Rubens, die anmutige Noblesse und charmante Lüsternheit eines Geromes, sowie die künstlerische Abstraktion und die skurrile Extravaganz eines Picassos. Sie vereint all das, was ich immer wollte, jeder Gegensatz ist in ihr vertreten. Aber makellos ist sie dennoch nicht. Um mit all diesen Attributen ausgestattet sein zu können und all dies unter den besagten Hut zu bringen, benötigt es etwas Wertvolles, welches all die Gegensätze zu verbinden vermag. Es nennt sich Launenhaftigkeit.

In diesem Sinne: "I love you, honey!"
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B
<br /> Deine Worte schmeicheln lieb.<br />
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W
<br /> <br /> Aber Deine auch; Danke.<br /> <br /> <br /> <br />
S
<br /> gut, zuerst mal könnte man sagen, das sind schon hohe ansprüche, hm? ;) aber naja, es ist ja generell nicht schlecht, klare vorstellungen von dem, was man will, zu haben - solange sie nicht _zu_<br /> detailliert sind.<br /> offenbar hast du aber exakt das gefunden, was du suchtest, also: glückwunsch :).<br /> <br /> ich persönlich würde den text noch mehr ohne den vorletzten satz mögen. natürlich beschreibst du einiges, das sich für den, der sich ein wenig auskennt, klar unter der bps einordnen lässt.<br /> allerdings ist es mir zu verallgemeinernd, alles andere auch damit zu verknüpfen. - dabei ganz ausser acht gelassen, dass es natürlich sehr schmeichelhaft ist und die ein oder andere sich auch<br /> darin wiedererkennen wird.<br /> <br /> abgesehen davon gefällt mir der text aber doch sehr gut. schön zu lesen, flüssig, sprachlich ansprechend - und nicht zuletzt natürlich eine wunderschöne liebeserklärung :).<br /> <br /> <br />
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M
<br /> Eine sehr schöne Idee. Dieser Beitrag hat mir sehr gut gefallen. Eigentlich finde ich diesen Blog absolut lesenswert.<br /> <br /> <br />
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N
<br /> So lange war ich jetzt sprachlos über Deine Widmung mein Liebling. Und der Sprache mächtig, bin ich immer noch nicht ganz. Aber ich möchte Dir von Herzen danken und sagen: Je t'aime! Und mit meinen<br /> Worten weiterfahren werde ich im Bett - auch mit Taten!<br /> <br /> <br />
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W
<br /> <br /> Je me pâmer d'amour de toi!<br /> <br /> <br /> <br /> und ich allein. mit dir.<br /> — WORTlieb mARTin (@WORTlieb) Mai 5, 2012<br /> <br /> <br /> <br /> <br />
M
<br /> Demnach bist du vergeben? Schade. Ein Mann mit einer solchen Auffassung von seiner Traumfrau hätte ich gerne gehabt... Logo, ist so einer bereits vergeben! ;-(<br /> <br /> <br />
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