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Das Ding mit dem Zeug

Veröffentlicht am 16. Dezember 2009 von WORTlieb mARTin in Sprache

Nur kurz möchte ich hier einmal dem Zeug meine Verachtung aussprechen. Dachte ich. Die unglaubliche Einfallslosigkeit, bei gewissen Dingen einfach mir nichts, dir nichts ein Zeug anzuhängen, zeugt von einem Rudiment der Sprache. Ein Ding, das Feuer macht, nennen wir nicht etwa zum Beispiel Flammenspender, sondern einfach ganz salopp Feuerzeug. (Da lob ich mir doch das Streichholz - ein Hölzchen zum Streichen). So könnte demnach also ein Feuerzeug  auch genauso gut eine Waffe sein. Dachte ich. Die einzige Erklärung, die meine Abneigung des Zeugs im Wort Feuerzeug etwas stillen konnte ist, dass Zeug hierbei von zeugen abstammt. Zeugen wiederum bedeutet hervorbringen, noch deutlicher würde es  erzeugen heissen. feuerzeug-0014.gifEin Feuerzeug ist also ein Gerät, welches Feuer hervorbringt, Flammen erzeugt und sollte demnach besser mit Feuererzeuger betitelt werden. Aber beim nun nicht mehr ganz so schnöden Feuerzeug bleibt es ja nicht. Die Geschichte des Zeugs beginnt viel früher. 


Ein sogenanntes Flugzeug erzeugt ja schliesslich keinen Flug. Hier stammt das Zeug in Flugzeug wiederum nicht von zeugen, also auch nicht von Zeugnis ab, sondern eben wieder vom Wort Zeug im Sinne eines Dinges, eines Gerätes oder einer Maschine. Also ist ein Helikopter wiederum ebenfalls ein Flugzeug. Im Englischen heisst es Aeroplane - zusammengesetzt aus Aero, also Luft, und Plane, was soviel bedeutet wie Ebene oder Hobel. Es handelt sich im Englischen also um eine Luftebene, was die Standortbestimmung eines fliegenden Flugzeugs beschreiben würde. Der Satz "Ich befinde mich in der Luftebene" ("I'm on the aeroplane/airplane") heisst demnach, dass man bereits an Bord eines Flugzeuges sitzt und über der Erde verweilt. Im Deutschen jedoch ist Flugzeug kein eigenständiges Wort in dem Sinne, sondern bloss nach dem Muster des Wortes Fahrzeug abgeleitet. Aus diesem Grunde bevorzuge ich hier das Wort Flieger.avions-14.gifSchon sind wir beim Wort Fahrzeug angelangt. Unter einem Fahrzeug versteht man heute ein Automobil. Ein Fahrzeug ist jedoch bloss ein Ding das fährt, ein Transportmittel im Allgemeinen. Also könnte man auch bei einem Zug von einem Fahrzeug sprechen. Dachte ich. Ursprünglich jedoch ist das Wort Fahrzeug im 17. Jahrhundert anzusiedeln und bedeutete bis zum Ende des 19. Jahrhunderts eigentlich Schiff. Ein Fahrzeug ist also  keine Kutsche und kein Automobil, kein Ballon und kein Fahrrad, sondern ein Boot. Auch eine schöne Entdeckung, wie ich finde. Nun konnte ich die Abneigung zum Zeug doch noch etwas eindämmen, aber: Es gibt anderes Zeugs, welche nur von ihrer sprachlichen Hässlichkeit zeugen: Badezeug, Bettzeug, Spielzeug, Schreibzeug und Verbandzeug. Hier spielt weder das Erzeugen eine Rolle, noch das Gerät. 00008598.gifIch habe zum Beispiel noch nie von einem Badegerät gehört, auch nicht von einer Maschine, welches eine "Spiel" erzeugt. Tstststs... Es gibt genügend Synonyme, welche man statt diesem Zeugs verwenden kann, also bitte!

In diesem Sinne: "Don't say that anymore!"
 
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S
<br /> "Airplane" ist also ein "Lufthobel" - ;o) - Das gefällt mir viel besser als "Flugzeug".<br /> <br /> <br />
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M
<br /> Das ist ja n Ding...!<br /> <br /> <br />
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I
<br /> Ich musste über deinen Beitrag nicht nur lachen, sondern auch nachdenken... Wie recht du doch hast ;-)<br /> <br /> <br />
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V
<br /> Danke für diesen Blick. Es ist an der Zeit, die Vielfältigkeit der Kultur in der deutschen Sprache wiederzusehen und zu geniessen. Schliesslich kostet das keine Zeit, nur Phantasie. Und sich in der<br /> wieder zu üben ist ein Gewinn und auch notwendig.<br /> Wortlieb, hoffentlich folgen noch ein paar solcher Artikel.<br /> <br /> <br />
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