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"April, der erste" - ein Klagelied

Veröffentlicht am 2. April 2011 von WORTlieb mARTin in Bräuche

aprilscherz_06.jpgEndlich vorbei, der schlimmste Tag von allen, endlich vorbei die Klingelstreiche und Telefonscherze, endlich vorbei die Furzkissen und Wasserballons, endlich vorbei die künstliche Hundekacke und echte Plastikkotze, endlich vorbei die Witze und Scherze, die keine sind, endlich vorbei, das Auslachen der in die Fallen tappenden Gutgläubigen, endlich vorbei, die kreative Wettervorhersage ("Morgen sieht man rosarote Wölkchen am Himmel..."), endlich vorbei, die Erst-April-Viren, die im World Wide Web verbreitet werden, endlich vorbei, diese Zeit. Und wer ist Schuld an allem? Die Zeit selbst. Und ich meine dies im verdoppelten Sinne.
 
In den April geschickt wurden früher diejenigen, die nicht wussten, dass das neue Neujahr am 1.Januar stattfindet. Noch früher war der 1.Januar nämlich der 1.April. Klingt komisch. Ist aber so. Also noch einmal von Vorne: Ganz ganz früher fing das Jahr also am 1. April an, zusammen mit dem Frühling, dann kam ein böser Despot und befahl, dass das neue Neujahr am 1. Jänner sei. Und alle folgten ihm. Die Dummen oder diejenigen, die von der neuen Nachricht nichts gehört hatten oder die, welche sich so sehr an den 1. April als Neujahr gewohnt hatten, die wurden dann ausgelacht. Von den gefolgstreuen Despotensklaven in den April geschickt....

 Nun ist es aber heutzutage so, dass es sich bei der Umstellung des Neujahrs vom 1. April auf den 1. Januar, nicht mehr um eine aktuelle Nachricht handelt! Jeder weiss es! Gebt es auf, ihr Konservativen, die ihr immer noch an diesen Traditions-Running-Gags festhaltet! Niemand fällt mehr auf den ersten Januar-Witz rein - alle wissen Bescheid!

aprilscherz_04.jpgNicht einmal der Klassiker unter den Aprilscherzen - den alten 'Zettel-an-den-Rücken-kleben'-Scherz - ist mehr spassig und wirklich absolut niemand mehr denkt am 1.April an das Neujahr, denn am ersten April hat man heutzutage Angst. Wir verbringen den Frühlingsanfang mit dem Aprilscherzphobiker-Ritual: Mit In-der-Ecke-kauern. Und zwar im Dunkeln mit ausgestecktem Telefon, ausgeschaltetem Handy, deinstalliertem Email-Programm, neu formatiertem und heruntergefahrenem Computer, gekappter Haustürklingel, geschlossenen Fensterläden, mit geschlossenen Augen, Mündern und Ohren, so, dass erst gar kein erster 1. Aprilscherz an uns ran kann. Verstört mit einer Decke über dem Kopf  denken wir dann stets an Halloween. Zwar ist Halloween hier im alten Europa noch nicht so anstrengend wie der erste Tag im Vierten Monat jeden Jahres. Aber diese Plage wird es auch von Irland nach Amerika wieder rüber zu uns schaffen. Aber selbst dann ist mir an "Hail over eve" oder auch "All Hallows' Even" - wie unser HalloWien eigentlich hiess, das sich öffnende Tor der Toten und die Verschmelzung der Geisterwelt mit der somatischen Welt für eine Nacht, immer noch lieber als das antike Spässetreiben am 1. April.

In diesem Sinne: "Think: Does the Egg drive you crazy?"
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V
<br /> Dieser Artikel hat mich gebannt. Die Zeitung liegt unberührt neben mir und ich sitz nachdenklich vor dem Bildschirm. Mit schneidigen Worten ist eine Quisquilie zu meinem Tagesthema geworden.<br />
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W
<br /> <br /> Dann hattest Du ja einen zeitlosen Tag. Das freut mich. Ich danke und grüsse.<br /> <br /> <br /> <br />